Leitbild der evangelischen Gemeinde

Ein Rätsel, was ist das, das in diesem kleinen Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer beschrieben wird:

 

„Aufsteigend der Strahl und fallend gießt

Er voll der Marmorschale Rund

Die sich verschleiernd, überfließt

In einer zweiten Schale Grund

Die zweite gibt, sie wird zu reich,

Der dritten wallend ihre Flut 

Und jede gibt und nimmt zugleich 

Und jede gibt und ruht.“

 

Des Rätsels Lösung: Es ist ein sogenannter römischer Brunnen.

Das ist ein Brunnen, in dem meistens drei Schalen übereinander angeordnet sind und wenn eine vollgelaufen ist, läuft sie über in die nächste Schale.

Ein sehr passendes Bild für das, was im Glauben passieren kann.

Die erste Schale ist dort die Gottesbeziehung. Durch die Verbindung mit Gott fließt uns Kraft und sozusagen lebendiges Wassser zu, wir werden erfüllt und erfrischt. Das ist sozusagen die Dimension der persönlichen Spiritualität.

Die zweite Schale ist die Gemeinschaft, wir leben unseren Glauben mit anderen zusammen und auch dadurch wird er spürbar und wirkt weiter. Gemeinschaft tut gut, nicht nur im Glauben.

Als Christinnen und Christen sind wir in die Welt gesandt, was wir erfahren haben, womit wir aus dem Glauben erfüllt werden, soll nicht bei uns werden. Dafür steht die dritte Dimension: Das Weiterwirken oder die Weltverantwortung. Das kann auf unterschiedliche Arten und Weisen gelebt werden: In dem wir zum Glauben und zur Gemeinde einladen, in der Seelsorge oder auch in der Diakonie, bei der wir die Nöte und Herausforderungen der Menschen im Blick haben und uns dafür verantwortlich führen. Weltverantwortung manifestiert sich auch im Bewahren der Schöpfung. 

 

Der römische Brunnen war für uns auf der Ältestenklausur vor ein paar Tagen als wir uns über unsere Ziele und unser Leitbild Gedanken gemacht haben, ein inspieriendes Bild für das, wozu unsere Gemeinde da ist.

Gottesbeziehung zu leben, Gemeinschaft zu erfahren und es über unseren Kreis hinaus weiterwirken zu lassen als einladende Gemeinde und in Übernahme von Verantwortung für die Welt.

 

Wir haben uns das noch mal vor Augen geführt dem obenstehenden Bild.

 

Wir möchten unsere Gemeindearbeit davon inspirieren lassen, konkretisieren und immer wieder diesem Auftrag gerecht werden. 

 

Pfarrer Lorenz Bührmann. 

 

Foto: Peter Herrmann. lizenzfrei bei unsplash.com